Projekt Beschreibung

Cafe Tu Tu Tanog – Auf zur Party im Künstleratelier!

Künstler, Artisten und Prominente üben auf die meisten Leute eine ungeheure Anziehungskraft aus. Amerikas Wirte haben das erkannt: Oft werben sie mit bekannten Stammgästen. Oder: Promis wie Arnold Schwarzenegger oder Steven Spielberg eröffnen selbst Lokale. Aber wer glaubt, seine Stars dort zu treffen, wird fast immer enttäuscht. In diesem Teil unserer US-Serie wollen wir deshalb ein Lokal-Konzept vorstellen, bei dem Künstler die Hauptrolle spielen – und den Gästen zum Anfassen präsentiert werden.

Wer das „Cafe Tu Tu Tango“ in Orlando/Florida betritt, läßt Amerika für eine Weile hinter sich. Der Gast befindet sich auf einmal im quirligen, feurigen Barcelona, einer Metropole voller Künstler und Artisten. Bradley Weiser, der Gründer des Restaurants, über sein Konzept: „Das Cafe Tu Tu Tango ist eingerichtet wie die Wohnung eines reichen, kunstliebenden Spaniers. Seine Künstlerfreunde gehen dort ein und aus, sie feiern, malen, tanzen und essen zusammen.
Überall an den Wänden des „Tango“ hängen bunte Bilder, es gibt eine Bühne für Aufführungen und Kunstpräsentationen. Und wo kommen die Künstlerher? Aus Spanien eingeflogen werden sie natürlich nicht-sondern sie sind aus der Region. Es gibt einen eigenen Manager, der nur für Kunst und Unterhaltung im Cafe zuständig ist. Seine Aufgabe ist es, die Kontakte zur lokalen Künstlerszene zu pflegen, Shows und Vernissagen im Lokal vorzubereiten.
Er macht den Job gut: Sowohl die heimischen Maler, Tänzer und Artisten als auch die Gäste sind von der Kombination Restaurant und Künstleratelier fasziniert. Die einen benutzen das „Tu Tu Tango“ als Studio und Ausstellungsraum, die anderen können live bei der Entstehung von Kunstwerken dabei sein – und dabei auch noch gut essen.

Ambiente wie in der Wohnung eines Künstlers
Ein ganz wichtiger Faktor für diesen Erfolg ist die realistische Szenerie: Man merkt, daß Weiser nach seinem Abschluß in Hotelmanagement an der Universität Denver einige Zeit in Barcelona verbracht hat. „Was uns von der Masse der Erlebnisrestaurants abhebt, ist die Echtheit unseres Konzepts. Wer ins „Tu Tu Tango“ kommt, der fühlt sich tatsächlich wie in der Wohnung eines spanischen Kunstfreundes. Der springende Punkt ist, daß die Künstler wirklich da sind.“
Der Auslandsaufenthalt hat sich für Bradley Weiser mehr als gelohnt: Mit dem Konzept des „Cafe Tu Tu Tango“ füllt er eine bisherunentdeckte Marktlücke. Direkte Konkurrenz gibt’s kaum. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb sich der Meister der Erlebnisgastronomie, Robert Earl, Gründer des berühmten „Planet Hollywood“, in das Projekt „Tango“ einkaufte. Earl:“Die einzigartige Lebendigkeit und die Anziehungskraft des Konzepts begeisterten mich sofort.“
Daher hat Earl, seitdem er am „Tu Tu Tango“ beteiligt ist, auch nichts Grundlegendes am Konzept geändert. „Wir haben lediglich den Service und die Präsentation der Speisen perfektioniert“, so der Erfolgsgastronom. Denn auch das Speisenangebot im „Tango“ hebt sich von der Konkurrenz ab. Auf der Speisekarte werden 45 verschiedene Vorspeisen, spanisch „Tapas“, angeboten – keine kostet mehr als 13 Mark. Die Gäste sollen sich zusammen mehrere Tapas bestellen und dann untereinander teilen. So kann jeder mehrere der köstlichen spanischen Leckereien probieren. Deshalb liegt auch nicht förmlich vor jedem Gast ein Gedeck, sondern es steht auf jedem Tisch ein Glas mit Gabeln und Pinseln – falls die Gäste auf einmal auch künstlerische Ambitionen entwickeln.

Lockere Atmosphäre
Die Atmosphäre soll so locker und familiär wie möglich sein: „Willkommen zur Party!“ steht auf der Speisekarte. „Nehmen Sie eine Flasche Sangria, wählen sie drei oder vier Tapas aus, teilen sie mit ihren Freunden und genießen sie.“ Die an der Mittelmeerküche orientierte Speisekarte mit asiatischen und regionalen amerikanischen Einflüssen kommt bei den Gästen gut an: Einer der absoluten Renner ist die Hühnchen- oder Shrimp-Paella (15 Mark), aber auch die knusprigen Ofen-Pizzen (alle um die 12 Mark) und die knackigen Salate (8 bis 13 Mark) gehören zu den Top-Seilern. Außerdem gibt es alle sechs Wochen neueSpezial-Angebote.
Kein Wunder, daß Bradley Weiser und Robert Earl das erfolgreiche Restaurantkonzept auch in anderen Städten Amerikas umsetzen wollen. Der Umsatz von 5,4 Millionen Mark (bei Investitionskosten von etwa 2,8 Millionen Mark) pro Jahr kann sich schließlich sehen lassen! Kürzlich eröffnete ein „Tango“ in Georgia, in Kalifornien,Texas und Washington D.C. sind weitere Dependancen mit bis zu 300 Plätzen geplant. Weiser ist stolz: „Wer unser Konzept kopieren möchte, der steht vor einer echten Herausforderung.“ Aber wer Erfolg hat, ist vor Kopien niemals sicher.
In Washington hat es ein Lokal, das „Tom Tom“, mit Erfolg gewagt, die Ideen des „Tango“ aufzugreifen. „Seit der Eröffnung haben wir täglich ein volles Haus“, berichtet Sally Barich, die Managerin des Lokals. Dabei geht es aber sicher nicht darum, fremde Konzepte im Detail abzukupfern. Es reicht ja, sich von erfolgreichen Ideen inspirieren zu lassen und den Teil, der zum eigenen Stil paßt, entsprechend umzusetzen. 


Erschienen im Gastronomie-Report 05/1996

Für weitere innovative Gastro- und Bar-Konzepte empfehlen wir Ihnen ein Jahresabo des Gastronomie-Report.