Projekt Beschreibung

Café Subtropica – Kurzurlaub unter Palmen

Kurzurlaub unter Palmen machen – dafür braucht man sich in Bremen nicht in den Flieger zu setzen. Tropische Gefühle stellen sich auch in der Nachbarschaft ein. Wer es nicht glaubt, braucht nur dem Cafe „Subtropia“ im Osten der Hansestadt einen Besuch abstatten. Inmitten von wuchernder subtropischer Vegetation gerät das Kaffeetrinken zu einem faszinierenden Erlebnis, das zahlreiche Besucher auch und gerade aus der Ferne anlockt.

Kurzurlaub unter Palmen machen – dafür braucht man sich in Bremen nicht in den Flieger zu setzen. Tropische Gefühle stellen sich auch in der Nachbarschaft ein. Wer es nicht glaubt, braucht nur dem Cafe „Subtropia“ im Osten der Hansestadt einen Besuch abstatten. Inmitten von wuchernder subtropischer Vegetation gerät das Kaffeetrinken zu einem faszinierenden Erlebnis, das zahlreiche Besucher auch und gerade aus der Ferne anlockt.

Das Konzept dürfte bundesweit – zumindest außerhalb von botanischen Gärten – fast einmalig sein. Verwirklicht werden konnte es vermutlich nur deshalb, weil Inhaber und Wirt Rudolf Albert auch gleichzeitig Besitzer einer florierenden Gärtnerei ist. Der Startschuß für das ungewöhnliche Projekt fiel 1962, also vor rund 35 Jahren. Damals übernahm das Ehepaar August und Johanna Albert, seit 1932 Besitzer einer Bremer Gärtnerei, die Gebäude auf dem weitläufigen Grundstück. Das heutige Cafe Subtropia war seinerzeit eine Reithalle. August Albert gestaltete sie zu einem Gartencenter um, indem er große Fenster, eine Heizung und eine Küche für den integrierten „Erfrischungsraum“ einbaute.

Nicht nur Pflanzen verkaufen, sondern auch bei einer Tasse Kaffee zeigen, wie alles blüht und gedeiht – das war der Ansatz des rührigen Gärtners. Die Rechnung ging auf. Innerhalb eines halben Jahres sprach sich herum, daß man sich im „Subtropia“ bei einer Tasse Kaffe in ferne, exotische Gefilde versetzt fühlen durfte. „Wir standen mehrmals in der Presse“, erinnert sich Rudolf Albert, heute 55 Jahre alt und seit 1982, kurz nach dem Tod des Vaters, voll im Geschäft. Der Senior war nämlich ausgesprochen findig, nutzte seine Freundschaft zu einem Tierparkbesitzer und luchste dem die Fünf-Mann-Kapelle ab, die fortan unter der imposanten Blüten-und Pflanzenpracht des „Subtropia“zum Tanz aufspielte.

Heute verfügt allein das Cafe über 150 Plätze. Jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag wird von der Zweimann-Hauskapelle zum Tanz aufgespielt. Die Tische und Stühle, sie könnten ebensogut auf der heimischen Terrasse stehen, verschwinden fast zwischen den mannshohen Gewächsen. Dazu passend der Tresen für den Faßbierausschank, der völlig aus Stein gemauert ist und sich nahtlos in die grüne Umgebung einfügt Die Decke wird von einen wahren Blätterwald fast vollständig verdeckt. Berühmt sind die Fliederbeete im Winter und die farbenprächtigen Azaleenblüte: Dann wird es auf dem Parkplatz schon mal eng,wenn nahezu ein Dutzend Reisebusse dort stehen.

Blütenpracht im Wert von 20.000 Mark
Das Motto des überzeugten Gärtners und Gastronomen ist einfach: „Im normalen Blumenladen tragen die Pflanzen schon ihrTotenkleid.“Viel lieber sieht er sie in möglichst natürlicher Umgebung wachsen und gedeihen. Die Pflege und die regelmäßige Neuanpflanzung kostet Geld, viel Geld sogar. Den Gesamtwert der Pflanzen allein im Cafe beziffert Albert auf weit über 20.000 Mark. Mit einer Frischluftheizung wird für das richtige Klima gesorgt, die Bewässerung der Pflanzen erfolgt mit einem Schlauch.
Das Dach besteht aus Plexiglas-Doppelsteg-Platten sowie aus Holz mit Pappabdeckung und Isolierung. Nicht selten kriecht Rudolf Albert hinauf in die Dachkonstruktion, um an heißen Tagen für Schatten zu sorgen, denn: „Beim Glashaus muß man auch daran denken, sonst verbrennt alles.“ Automatisch gesteuerte Jalousien und Markisen würden weit über 100.000 Mark kosten, und soviel Geld hat der Gastronom denn doch nicht übrig.“Vor vier Jahren wurde bei einem Sturm das Dach abgehoben, das hat mich schon 50.000 Mark gekostet.“
Der Umstand, daß Albert auch gleichzeitig eine Gärtnerei besitzt,- erleichtert die Arbeit zwar, ober dennoch werden sämtliche Einnahmen sofort wieder investiert. „Viel Geld bleibt da nicht übrig“, gesteht Rudolf Albert mit entwaffnender Offenheit. „Wenn ich regelmäßig die Pflanzen austausche und welche im Wert von zwei bis 3000 Mark hinstelle, verschwinden die schon fast in der Menge.“ Die Versorgung der subtropischen Gewächse ist ein Fulltime-Job. Früher, als der Boden ausschließlich aus Kies bestand, war es noch schlimmer: „Den vom Tanzen völlig zermahlenen Kies mußten wir jeden Montag austauschen.“

Bei derartigen Mühen und Kosten ist es besonders ärgerlich, wenn sich mal ein „fauler Kunde“ einfindet und dann das Weite sucht, ohne zu bezahlen. Im vergangenen Jahr verloren die Alberts auf diese Weise 10.000 Mark – der Veranstalter einer Modenschau hielt offenbar nicht viel davon, seine Schulden zu bezahlen. Nicht nur deshalb gilt für das „Subtropia“ grundsätzlich :“Werbeveranstaltungen nehmen wir gar nicht erst auf.“

Das Grundstück ist stolze 15.000 Quadratmeter groß. Das Cafe verfügt über 600 Quadratmeter einschließlich einer großen Tanzfläche und einer Bühne für die Hauskapelle. Hinzu kommen kleinere Gesellschaftsräume mit 40 bis 60 Plätzen und der große Biergarten, in dem sich in Spitzenzeiten bis zu 300 Besuchertummeln.Kein Wunder: auch hier Palmen soweit das Auge reicht, außerdem ein überdachter Pavillon und ein Grillkamin.

Feste im Schafstall
Besonders gern wird darüber hinaus der „Schafstall“ gemietet, ein separates Gebäude, in dem geschlossene Gesellschaften ihre eigene Gastronomie einbringen können. Die Miete beträgt lediglich 350 Mark. Der Parkplatz faßt 150 Autos und bis zu 12 Reisebusse. „In dieser Lage ist der Parkplatz Gold wert“, stellt Rudolf Albert fest. Bis zum Hauptbahnhof sind es nur sieben Kilometer, außerdem ist das „Subtropia“ bequem mit dem Bus oder mit der Straßenbahn zu erreichen. Neben dem „Subtropia“ unterhält Albert noch die Gastronomie auf der benachbarten Rennbahn. Alles in allem ist er mit Gärtnerei, Cafe und Rennbahn gut ausgelastet.
Welche Tips hält er nun für Gastronomen bereit, die ein ähnliches Konzept verwirklichen wollen? „Viel eigener Einsatz und das Ganze möglichst als Familienbetrieb aufziehen.“ Das ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. In der Küche ist die 83jährige Johanna Albert die ungekrönte Chefin, und auch Tochter Katrin (21), gelernte Hotelfachfrau, arbeitet im Betrieb mit. Insgesamt sind fünf feste Mitarbeiter im „Subtropia“ tätig. Am Wochenende fiitzen bis zu sieben Kellner zwischen der Planzenpracht hin und her, außerdem gibt es zwei feste Musiker.
Ob Rudolf Albert schon überflüssigen Ärger hatte? Gewiß. Zum Beispie! mit den Bremischen Behörden, die geschlagene acht Jahre benötigten, um ihm eine Konzession auszustellen. Oder mit dem Bauamt, das reichlich spät festgestellt hat daß gar keine Baugenehmigung für das „Subtropia“ vorlag – seinerzeit herrschte offenbar, um es milde auszudrücken, eine ziemlich hemdsärmelige Atmosphäre. „Da war wohl auch Korruption im Spiel“ vermutet Albert. Vor fünf Jahren gab es außerdem Ärger mit dem benachbarten Studentenwohnheim wegen der Musik, aber der sei inzwischen ausgeräumt. Nun gibt es im „Subtropia“ zwei, die das alles nicht zu stören scheint. Ihr ungehaltenes Gezeter bezieht sich wohl eher darauf, daß niemand so recht Zeit für sie hat. Gemeint sind zwei Beos, die argwöhnisch die Besucherströme beäugen. Die beiden schwarzgefiederten Gesellen passen vortrefflich ins Ambiente. Es ist eben ganz wie im Urwald…

Erschienen im Gastronomie-Report 9/1997. Das Cafe Subtropia wurde 1999 geschlossen.

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