Projekt Beschreibung
Planet Hollywood
Die Amis sind gelandet: Planet Hollywood in Berlin und im CentrO in Oberhausen, US Play by Brunswick (samt Applebee’s) in Dresden, weitere Konzepte wie das Fashion Cafe oder Twins könnten demnächst folgen.
US-Themen-Lokale gelten als eine Art neuer Heilsbringer in der Gastronomie und verfügen über eine weltweite, gläubige Anhängerschaft. An US-Vorbildern orientiert sind auch die riesigen, frisch eröffneten Vergnügungs-Center in deutschen Großstädten. Was all diese Konzepte auszeichnet, sind nicht zuletzt der freundliche Service und das perfekte Merchandising.
Arnold Schwarzenegger höchstpersönlich kam Ende September nach Oberhausen und Berlin, um die deutschen „Planet“-Versionen zu eröffnen. So schnell werden ihn die deutschen Fans in diesen Lokalen wohl nicht wieder zu sehen bekommen, aber das spielt für den Erfolg keine Rolle. Die geniale Idee des Planet-Erfinders Robert Earl, Stars wie Schwarzenegger, Bruce Willis oder Sylvester Stallone für ein Gastro-Projekt zu gewinnen und Einrichtung und Ambiente der Lokale mit Hollywood-Requisiten anzureichern, funktioniert auch ohne die physische Anwesenheit dieser Stars.
Was in Planet- Lokalen verkauft wird, ist der Traum von der Nähe zu den Stars. Und diesen Traum können die Fans mit nach Hause nehmen, dank der Accessoires mit dem Planet-Warenzeichen, die weggehen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Wer wissen will, was bei Themen- Restaurants alles möglich ist und möglicherweise noch auf uns zukommt, sollte sich in Manhattan umschauen. Dort kann er im „Dr.Jekyll & Mr. Hyde“ in einen „Monster-Burger“ beißen, im „Fashion Cafe“ Mode- Freaks treffen, im „Official All Star Cafe“ hoffen, daß die Mitbesitzer Andre Agassi oder Monica Seles vorbeischauen. Sogar ein neues Wort ist für diese Kneipen- Kultur bereits geprägt: Eatertainment. Um die Gäste zum Dinneranzulocken, werden alle möglichen und unmöglichen Themen-Bereiche abgegrast, vom Film über Sport bis hin zu Musikrichtungen und speziellen Hobbys.
Im „Hard Rock Cafe“ fing alles an
In New York steht auch das Urmodel all dieser Themen-Lokale, das „Hard Rock Cafe“. Der Laden, vollgestopft mit den Instrumenten bekannter Rockgroßen, brummt ohne Ende, aber das Hauptgeschäft machen die Betreiber längst nicht mehr mit Essen und Trinken, sondern mit dem Verkauf von T-Shirts, Baseball-Mützen, Jeans-und Lederjacken, etc. Auf allem prangert der Name“Hard Rock Cafe“, was die willigen Käufer auch noch zu wandelnden Werbeträger macht. Gewinnspannen von 200 Prozent beim Verkauf dieser Utensilien sind keine Seltenheit
Wie das Beispiel New York zeigt, scheint dieses Erfolgsrezept, Themen-Restaurant kombiniert mit Merchandising, beliebig reproduzierbar zu sein. Mit raffinierten kulinarischen Genüssen allein läßt sich gegen diese Idee wenig ausrichten. Wie man Modesportarten professionell vermarkten kann, das hat die Brunswick Indoor Recreation Group gerade in Dresden gezeigt. Dort eröffnete der US-Konzern im Einkaufszentrum Elbepark ein über 6000 Quadratmeter großes U.S. Play Center, ein Vergnügungscenter mit 32 Bowling- Bahnen, Inline-Skating, Billardtischen, Basketball und einem Sega-Park.
Dazu gibt’s US-Lokale en masse: Applebee’s Neighborhood, Chicago’s Sports Bar, Pizza Hut, etc. Noch in diesem Jahr werden zwei weitere US Play Center in Deutschland eröffnet. Schon sagenhaft, was die Amerikaner z. B. aus Kegeln gemacht haben – „Cosmic Bowling“. Gespielt wird auf fluoreszierenden Bahnen mit Kugeln und Pins, die in der dunklen Halle leuchten. Laser-Shows, Nebelmaschinen und Musik von ausgeklügelten Sound-Installationen verwandeln das Bowling-Spiel in eine riesige Party.
Promenade mit 30 Lokalen
Mit gigantischen Dimensionen protztauch das frisch eröffnete Einkaufs- und Vergnügungscenter CentrO in Oberhausen. Dort gibt’s nicht nur das Planet Hollywood, sondern insgesamt 50 (!) Food-Service-Anbieter, vom Groß-Lokal mit Biergarten (1400 Plätze) bis zum Kiosk, von der Coca Cola-Oase (mit 20 FastFood-Läden) bis hin zum Irish Pub. 200.000 Besucher stürmten den Erlebnispark und Restaurants braucht täglich ca. 20.000 Besucher, damit die Rechnung der Betreiber aufgeht.
Daß solche Erlebnis-Center in unmittelbarer und mittelbarer Gastronomie werden können, braucht nicht extra betont zu werden. Den neuen Herausforderungen mit ihren eigenen Waffen begegnen, könnte eine Antwort sein. Was man z.B. vom CentrO lernen könnte, ist die Fixierung auf den freundlichen Service. Dort heißt es: Service total – Lächeln statt Muffigkeit. Das beginnt mit dem Parkwächter, der beim Rangieren hilft und reicht zur zuvorkommenden Bedienung, die sich auch ausgefallene Gästewünsche freundlich anhört („No problem“). Solches Personal fällt nicht vom Himmel. Im CentrO werden die Mitarbeiter in einer eigenen Akademie auf Kundenfreundlichkeit getrimmt.
Und das Konzept der US-Themen-Lokale könnte man mit eigenen Themen umsetzen : Wie wär’s z.B. mit „Bayern“-oder „Löwen“-Lokalen? Mit Trikots, Spieler-Bildern, Tabellen an den Wänden und bei besonderen Anlässen mit speziellen Schlagerspiel- und Pokal-Menüs!
Erschienen im Gastronomie-Report 9/1996. Die Planet Hollywood-Restaurants in Berlin und Oberhausen wurden nach ca. 4 Jahren wieder geschlossen. Auch in München gab es nur ein kurzes Gastspiel.
Für weitere innovative Konzepte für Gastronomie, Bar und Hotels empfehlen wir Ihnen ein Jahresabo des Gastronomie-Report.
Foto: Hübner & Partner