Projekt Beschreibung

Dive – Abtauchen in die Hollywood-Wunderwelt

Phantasievoll und innovationsfreudig zeigt sich die amerikanische Gastronomie, wenn es um einfallsreiche Konzepte geht. Je verrückter, desto lieber – so lautet das Motto der amerikanischen Gastronomen, zu denen seit ein paar Jahren auch US-Starregisseur Steven Spielberg zählt. Wir stellen das filmreife Konzept seiner beiden Restaurants in Los Angeles und Las Vegas vor.

„Dive!“ zu deutsch „Tauche unter!“, so lautet der vielversprechende Name der Erlebnisrestaurants der Hollywood-Mogule Steven Spielberg und Jeffrey Katzenberg. Was verbirgt sich hinter diesen Lokalen, die zur-in Amerika äußerst erfolgreichen – Gruppe der levy-Restaurants gehören?
Steht man zum ersten Mal vor dem Restaurant in Las Vegas, verschlägt es einem erst mal den Atem: Selbst die Eindrücke von Disneyland verblassen, wenn man vor dieser Riesenkopie eines U-Bootes steht! Das „Dive!“ Nummer zwei in Las Vegas trumpft gegenüber dem Stammhaus in L.A., das sich dort im „Century City Shopping Center“ befindet, außerdem mit Attraktionen wie einem künstlichen Wasserfall mit 30 verschiedenen computergesteuerten Effekten auf.

Steven Spielberg muß sich also auch bei seinen Restaurants, nicht nur bei seinen Filmen, jedesmal selbst übertreffen! Nicht weniger als sieben Computer sind für die Unterwasser-Show nötig, die den Gästen nonstop geboten wird: Auf Riesenleinwänden in Form von Bullaugen werden Unterwasserlandschaften projiziert, aus Lautsprechern schallen die Geräusche des Meeres. Einmal pro Stunde aber wird es ernst und die Gäste tauchen, wie es der Name „Dive!“ verspricht, unter – das U-Boot geht tief. Sirenen heulen auf, Lichter blinken, man hört es blubbern und an den Bullaugen, hinter denen die Gäste sitzen, steigen Blasen auf. „We all live in a yellow submarine“- das ist das Gefühl, das derGast in diesem Moment hat.

„Unterwasser- Sandwiches“
Doch auch kulinarisch hat das Restaurant passende und hochwertige Speisen zu bieten. Larry Levy, der Vorsitzende der levy-Restaurant-Kette, ist mächtig stolz auf seine Idee: „In den Dive-Lokalen bilden Menü und Show eine echte Symbiose. Die Speisen sind von ausgezeichneten Köchen entwickelt worden. Sie werden also nicht, wie so häufig in anderen Erlebnisrestaurants, vernachlässigt.“ Auf der Speisekarte kann der Gast z.B. unter 18 verschiedenen „Unterwasser-Sandwiches“ wählen.
Spielberg selbst hat es sich nicht nehmen lassen, mit Hilfe des bekannten Chefkochs Michael Northern das“Sicilian Sub“ zu kreieren. Außerdem stehen beispielsweise ein „Pariser Sandwich“, bestehend aus gegrillter Hühnerbrust, geräuchertem Gouda, Artischocke, Ponv mery- und Dijonsenf, sowie diverse vegetarische Sandwiches auf der Karte. Unter den Beilagen ragen neben den unvermeidlichen Pommes vor allem gebratene Zucchini und Karotten heraus, die in acht verschiedene Soßen – vom hausgemachten Ketchup bis zur Soße aus grünen Oliven – getunkt werden können. Auch Standards wie Salate und diverse Burger stehen auf der Karte.
Die Erlebniswelten a la Hollywood sind auch für den Gast mit normalem Geldbeutel erschwinglich. Durchschnittlich gibt jeder „Taucher“ etwa 30 Mark für das Unterwasseressen im „Dive!“ aus. Die Masse macht’s, daß die Betreiber auf ihre Kosten kommen. Im Stammrestaurant in Los Angeles werden täglich 2 000 Gäste bedient!

Export auch nach Europa
Die gewaltigen Anfangsinvestitionen von 12 Millionen Mark in Los Angeles und 16 Millionen Mark in Las Vegas, wo an das Restaurant außerdem ein Casino angeschlossen ist, haben sich für Spielberg und Katzenberg gelohnt. Obwohl der Umsatz im ersten Jahr in Los Angeles statt der geplanten 23 Millionen Mark „nur“ etwa 16 Millionen Mark betrug, haben die beiden große Zukunftspläne: Schon bald soll ein „Dive!“- Restaurant in einer europäischen Stadt entstehen, die Verhandlungen mit einem europäischen Partner haben bereits begonnen. Auch in New York, Chicago, Washington und San Francisco sind Lokale geplant. Mit ihrem Konzept wollen Spielberg und Katzenberg sozusagen eine internationale Welle von Unterwasser-Erlebnisgastronomie in Gang setzen.

Im Moment mag solch ein Lokal angesichts der wirtschaftlichen Probleme nicht unbedingt in die deutsche Gastro-Landschaft passen. Solch originelle Konzepte könnten aber durchaus Anregung und Inspiration bieten. Flucht aus dem Alltag, hinein in die Glitzerwelt – solche Slogans dürften erlebnishungrige Gäste begeistern, die für ein paar Stunden ihre Sorgen vergessen wollen. Warum also sollte man seine Gäste nicht mal zu Tiefseetauchern, Mondfahrern oder Skifahrern machen? Das Ganze könnte ja eine Nummer kleiner sein als in Las Vegas oder LA. – entsprechende Angebote hat die Unterhaltungsautomaten- Branche durchaus auf Lager.

Erschienen im Gastronomie-Report 4/1996.

Leider ist das Dive für immer abgetaucht: Es wurde geschlossen und abgerissen…

Für weitere innovative Gastronomie- und Hotel-Konzepte empfehlen wir Ihnen ein Jahresabo des Gastronomie-Report.