Projekt Beschreibung
Ristorante „Punto“ – Farbenzauber sorgt für Abwechslung
„Punto“ ist blau. „Punto“ ist rot. „Punto“ ist gelb. „Punto“ ist grün – oder einfach bunt gemischt Auf alle Fälle aber immer anders und dadurch abwechslungsreich. Und vorallem: „Punto“ ist eine Konzept-Idee für Bistros und italienische Speiserestaurants, bei der (fast) nichts dem Zufall überlassen wird.
Unterhausen, ein Vorort von Reutlingen, Ende April: Mit großem Medien-Tamtam wird um 19 Uhr das erste „Punto“-Restaurant Deutschlands, das sich den Gästen ganz in blau präsentiert, eröffnet. Anschließend geht’s im Shuttle-Bus nach Reutlingen zur Pressekonferenz. Als die Ehrengäste später am Abend ins „Punto“ zurückkehren, zeigt sich das Lokal den erstaunten und begeisterten Gästen ganz in gelb. Das perfekte Spiel mit den Farben ist natürlich nur eines, wenn auch ein wichtiges Merkmal des „Punto“-Konzepts.
Die Ausgangsfrage lautete: Wie kann sich ein neueröffnetes oder standortbenachteiligtes Lokal so positionieren, daß der potentielle Gast darauf aufmerksam wird und bereit ist, dieses Lokal zu besuchen?“ Das Konzept „Punto“ macht neugierig, weil es neu, kaum vorstellbar und aktiv ist, ohne Aktivität vom Gast zu fordern“, heißt es dazu bei der 2 AT WORK-Firmengruppe, die das Konzept zusammen mit den Wirten des ersten „Punto“-Lokals, David Spadoni und MarioTorsello,entwickelt hat. „Der Anspruch nach Abwechslung wird eingelöst, selbst für Stammgäste wird Spannung geschaffen.“
„In der Startphase des Lokals, in den ersten Woche, haben wir die Farbe fünf- bis sechsmal gewechselt“, erzählt Wirt David Spadoni. Bei unserem Besuch präsentierte sich das „Punto“ übrigens in gelb-rot. „Unsere Gäste kommen vor allem von außerhalb, aus der ganzen Umgebung“, erzählt der perfekt deutsch sprechende Italiener. Die massive Werbung habe dabei eine große Rolle gespielt, aber auch die Mund-zu-Mund-Propaganda.
Ein ausgefeiltes Einrichtungs-Konzept steht hinter diesem Farbenzauber. Dazu gehören farblich veränderbare Systemmöbel (Stühle, Tische, Sonderbauten), darauf abgestimmte Accessoires wie Vorhänge, Servietten, Tischdecken etc. sowie ein systemtypisches und auf die Farbspiele abstimmbares Lichtdesign.
Zwölf Partner im Rücken
Ein „Punto“-Wirt ist nicht allein. Hinter ihm stehen eine Reihe von professionellen Partnern. Das kreative Möbeldesign stammt von einer Firma aus Walddorfhäslach. Exklusiver Brauerei-Partner ist die Löwenbräu AG. Insgesamt umfaßt der Pool der Partner zwölf Unternehmen, die u.a. für die Werbung, die Textil-Kollektion oder die Lichtanlagen sorgen. „Punto“ ist System-Gastronomie“, heißt es dazu bei 2 AT WORK. „System deshalb, weil „Punto“ einen eigenen Charakter hat, systemtypische Elemente enthält und weil es multiplizierbar ist.“
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist, daß das Konzept in vielen Bereichen zentral gesteuert und unterstützt wird. Im eigentlich gastronomischen Sinn ist „Punto“ aber keine System- Gastronomie. Darauf legen die Initiatoren großen Wert. „Wir schreiben keine Speisekarte oder Produkte vor“, so ein 2 AT WORK-Sprecher. „Punto“ läßt dem Betreiber in seiner Materie alle Freiheiten.“ Engagement, Phantasie und Kreativität des Wirts sind also nicht nur erwünscht, sondern Voraussetzung für den Erfolg eines „Punto“-Wirts. Dieser bleibt selbständiger Unternehmer, für die Übernahme des Konzepts mit all den darin enthaltenen Unterstützungenmaßnahmen zahlt er eine Lizenzgebühr.
Während „Punto“ im Restaurant-Betrieb für die „typisch italienische Gastronomie (Pasta & Pizza)“ gedacht ist, ist der Bistro- Betrieb völlig offen konzipiert. Neben dem Corporate Design bei der Einrichtung ist für jeden „Punto“-Betrieb ein systemtypischer Shop vorgesehen. „Das Merchandising läuft sehr gut“, erzählt David Spadoni. „Mit soviel Umsatz nebenher hätte ich nicht gerechnet.“ Renner in seinem „Punto“-Shop sind vor allem T-Shirts, Polo-Hemden und Jacken. Gäste, die mit solcher „Punto“-Kleidung herumlaufen, sind natürlich auch ein hervorragender Werbefaktor. Dazu gibt’s im „Punto“-Shop Accessoires wie Krawattennadeln, Schlüsselanhänger und demnächst ein Armbanduhr, und nicht zu vergessen exklusive Waren wie Grappa-Sorten, Olivenöl, Espresso etc. Daß auch alle Gerichte im Außer-Haus-Verkauf angeboten werden (Bestellung per Telefon oder Fax), braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.
Synergie-Effekte bündeln – unter dieses Schlagwort fallen wohl viele Ideen und Aktivitäten der „Punto“-Leute. Durch gemeinsame Werbung profitieren sowohl die einzelnen Lokale als auch die Partner aus der Industrie, bei einer größeren Zahl von Lokalen sollen überregionale Aktionen und Events gestartet werden, und nicht zu vergessen: von Fiat gibt’s ein entsprechendes Sondermodell. Wie geht’s weiter? Ende August wird in Reutlingen das erste „Punto“-Bistro öffnen, weitere Lokale sind in Planung.
Dieses Gastronomie Konzept ist erschienen im Gastronomie-Report 6/1995
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