Das Thema Digitalisierung ist so aktuell wie nie – das gilt für Gastronomie und Hotellerie ebenso wie für andere Branchen. Schließlich sollen Potenziale ausgeschöpft und Herausforderungen der heutigen Zeit bestmöglich gemeistert werden. Doch wie lassen sich digitale Lösungen so umsetzen, dass nicht nur der Chef, sondern auch die Mitarbeiter dahinterstehen?
„Das ist eine der größten Herausforderungen bei der Digitalisierung: Die Mitarbeiter und Betriebe mitnehmen und die Prozesse für alle greifbar machen“, so Jürgen Kirchherr (siehe Foto), Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Baden-Württemberg. Auf dem Intergastra Round Table Medientag, der in diesem Jahr zum 2. Mal in Stuttgart stattfand, war Prozessoptimierung durch Digitalisierung das große Thema.
Ein Kernproblem: Für viele ist Digitalisierung noch immer gleich Rationalisierung. Hören Mitarbeiter, dass in ihrem Betrieb stärker in digitale Lösungen investiert werden soll, geht oft die Angst um, den Arbeitsplatz zu verlieren. Dabei bietet Digitalisierung gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und des demographischen Wandels viele Chancen und maßgeschneiderte Lösungen, um betriebliche Prozesse in Gastronomie und Hotellerie zu optimieren.
„Für mich ist Digitalisierung überhaupt nicht gleichgesetzt mit Automatisierung oder Rationalisierung“, erklärte Andreas Müller, der sich seit mehr als 15 Jahren als Geschäftsführer der Unternehmensgruppe „Adler am Schloss“ nicht nur hochwertigem Eventcatering, sondern auch der Digitalisierung verschrieben hat. „Es geht vielmehr darum, Fachkräfte zu entlasten, damit sie sich wieder stärker auf ihre eigentlichen Tätigkeiten konzentrieren können.“ So führt beispielsweise eine automatisierte Temperaturkontrolle in Kühlräumen dazu, dass Köche wieder mehr Zeit haben, kreativ am Herd zu sein.
Doch wie lassen sich Prozesse so umsetzen, dass niemand um seinen Job fürchtet? Ein ganz zentraler Punkt: Mitarbeiter müssen an die Hand genommen und die Vorteile der Digitalisierung erklärt werden. „Das gilt besonders für die Generationen, die keine Digital Natives sind und eventuell gewisse Vorbehalte oder Ängste dem Thema gegenüber haben“, erklärte Jürgen Kirchherr. „Unternehmen sollten mit Projekten starten, bei denen die Mitarbeiter den Nutzen ganz klar erkennen“, ergänzte Andreas Müller.
Ein langsamer Gewöhnungsprozess und ein Mitbestimmungsrecht der Mitarbeiter sind die Zutaten für eine erfolgreiche Implementierung digitaler Konzepte. Ist erstmal ein gemeinsames Level der Akzeptanz erreicht, können die Systeme den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. „Meine Mitarbeiter entwickeln das Thema Digitalisierung laufend mit mir gemeinsam weiter, so sind alle aktiv eingebunden. Wir sind ständig im Austausch, wie man Bereiche optimieren, weiterentwickeln und verknüpfen kann“, so Müller.
Viele Gastronomen und Hoteliers tun sich bei der langfristigen Investitionen in die Digitalisierung schwer. „Die häufigsten Probleme sind die Verunsicherung durch die sich stetig verändernde Rechtslage, die Investitionsunsicherheit, Manipulation und Datenmissbrauch und die oft undurchsichtige Anbietersituation“, sagte Jürgen Kirchherr.
Es herrscht großer Erklärungsbedarf rund um die verschiedenen Möglichkeiten des vielschichtigen Themas Digitalisierung. „Viele Unternehmen sind permanent auf der Suche nach dem perfekten und individuellen Tool, haben jedoch Probleme, sich bei der Angebotsüberflutung von Nischenprodukten einen Überblick zu verschaffen“, so Andreas Müller. Hier seien Verbände, Fachmedien und Messen wie die Fachmesse INTERGASTRA gleichermaßen gefragt, um die Betriebe mit relevanten Informationen zu versorgen.
„Es geht darum, Netzwerkplattformen zu schaffen und Anwendungsbeispiele aus der Praxis zu präsentieren. Gerade für junge Start-Ups aus der digitalen Branche bietet die Stuttgarter Gastro-Messe eine schöne Gelegenheit, sich zu präsentieren“, versprach Markus Tischberger, der Projektleiter der INTERGASTRA. Für Andreas Müller dient diese Messe, die 2018 vom 3. – 7. Februar im Stuttgarter Messezentrum über die Bühne geht, vor allem als Plattform und Katalysator, in deren Rahmen sich Anbieter vorstellen, man Neuigkeiten auf dem Markt kennenlernt und Gelegenheit hat, Erfahrungen auszutauschen. Weitere Infos: www.intergastra.de
Foto: Jürgen Kirchherr, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Baden-Württemberg