„Gute Umsätze bei steigenden Belastungen“, so lautet das Hauptfazit des DEHOGA Branchenberichts, der gestern in Berlin präsentiert worden ist. Generell beurteilt das Gastgewerbe das zurückliegende Winterhalbjahr positiv. Allerdings beklagen 46,8 Prozent der Gastronomen und 38,5 Prozent der Hoteliers Ertragsrückgänge. Als Hauptproblemfelder werden von den Betrieben die Suche nach Mitarbeitern, die weiter steigenden Betriebskosten, die ausufernde Bürokratie sowie starre Arbeitszeiten genannt. Trotz dieser zahlreichen Herausforderungen blickt die Branche mit Zuversicht auf die laufende Sommersaison.

„Deutschlands Gastronomen und Hoteliers profitieren von der robusten Konjunktur in Deutschland und der damit verbundenen guten Konsumstimmung sowie von der weltweiten Reisefreude“, erklärte DEHOGA-Präsident Guido Zöllick. „Die guten Umsatzzahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen und Risiken für die Branche zunehmen.“ Damit sich Unternehmertum im Gastgewerbe auch künftig rechne, brauche die Branche dringend Entlastung. „Konsequenter Bürokratieabbau, eine Reform des lebensfremden Arbeitszeitgesetzes und gleiche Steuern für Speisen wären ein Zukunftsprogramm und Ausdruck von mehr Wertschätzung für die heimischen Gastgeber.“

Entwicklungen in der Gastronomie

Die Mehrzahl der Gastronomen beurteilt die Geschäftslage im zurückliegenden Winterhalbjahr mit gut bzw. befriedigend. 42,7 Prozent (Vorjahr 42,1 Prozent) der befragten Betriebe berichten von guten und 40,1 Prozent (Vorjahr 42,8 Prozent) von befriedigenden Geschäften. 34,9 Prozent berichten von steigenden Umsätzen (Vorjahr 33,8 Prozent), während 31,9 Prozent der Befragten Umsatzeinbußen hinnehmen mussten (Vorjahr 31,0 Prozent).
Trotz positiver Grundstimmung bleibt die Ertragssituation angespannt. Fast jeder zweite Unternehmer (46,8 Prozent, Vorjahr 45,6 Prozent) klagt über sinkende Erträge in Folge steigender Kosten und des starken Preisdrucks.
Die gute Geschäftsentwicklung wirkt sich auch auf die Beschäftigung aus. Insbesondere vor dem Hintergrund des vielerorts spürbaren Fachkräftemangels ist es umso erfreulicher, dass 77,5 Prozent (Vorjahr 76,0 Prozent) der Restaurants und 83,0 Prozent (Vorjahr 84,8 Prozent) der Hotels ihre Mitarbeiterzahl konstant gehalten bzw. sogar erhöht haben. Trotz der erschwerten Bedingungen wurden in den vergangenen zehn Jahren im Gastgewerbe 295.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Das entspricht einem Plus von 38,4 Prozent.

Im Ranking der genannten Problemfelder steht die Suche nach Fachkräften für die gastgewerblichen Betriebe ganz oben. 60,4 Prozent der befragten Unternehmer sehen in der Mitarbeitergewinnung die größte Herausforderung. An zweiter Stelle liegen mit 47,4 Prozent in der Gastronomie und 41,5 Prozent in der Hotellerie die gestiegenen Betriebskosten.
Ein andauerndes Ärgernis für die Betriebe ist die ausufernde Bürokratie mit immer neuen Auflagen. Für 34,6 Prozent der Gastronomen und 39,1 Prozent der Hoteliers stellt der Bürokratismus weiterhin eine starke Belastung dar. „Die Summe der Dokumentationspflichten von Allergenkennzeichnung über das Hygiene-Konzept HACCP bis jetzt aktuell zur Datenschutzgrundverordnung sorgt für Unmut und Unternehmerfrust“, berichtete DEHOGA-Präsident Zöllick. Hier erwartet der DEHOGA eine deutliche Entlastung für die mittelständischen Unternehmen.

„Eine völlig falsche Signalwirkung“ geht nach Ansicht des DEHOGA von den geplanten Änderungen im Teilzeitrecht aus. Vor allem bei der für das Gastgewerbe besonders relevanten „Arbeit auf Abruf“ bestehe „dringender Überarbeitungs- und Entschärfungsbedarf“. Statt bisher zehn sollen zukünftig 20 Stunden wöchentlich als vereinbart gelten, wenn eine ausdrückliche Stundenabrede fehlt. „20 Stunden sind deutlich zu viel. Das widerspricht dem Charakter der Arbeit auf Abruf“, so Zöllick. Hinzu käme, dass viele Beschäftigte „auf Abruf“ in Minijobs tätig seien. „Bei 20 Stunden in der Woche wird die 450-Euro-Monats-Grenze immer überschritten. Massive Irritationen in sozial- und steuerrechtstechnischer Hinsicht sind vorprogrammiert.“

Dringenden Handlungsbedarf sieht der DEHOGA bei der Besteuerung von Speisen. „In Zeiten, in denen der Lebensmitteleinzelhandel sowie Supermärkte und Tankstellen ihr verzehrfertiges Angebot to go immer weiter ausbauen und damit klar in Konkurrenz zur klassischen Gastronomie treten, benötigt das Gastgewerbe mehr denn je faire Wettbewerbsbedingungen“, führte Zöllick aus und forderte mehr Steuergerechtigkeit. „Unser Ziel sind gleiche Steuern für Essen, egal wo und wie es zubereitet und verzehrt wird. Wir wollen die gastronomische Vielfalt in Deutschland erhalten und die frische und regionale Küche fördern“, sagte Zöllick. „Gleiche Steuern für Essen wären ein echtes Zukunftsprogramm  für die Wirtshäuser und Restaurants in unserem Land.“