Kunst und Gastronomie – passt das zusammen? Kann man mit Kunst neue Gäste gewinnen? Wie das funktioniert, zeigt das erfolgreiche „Kunstwirte-Projekt“ in Murnau. In diesem Jahr ist die Gastro-Kunst-Initiative fest in „Weiberhand“.
Es ist angerichtet: Murnaus Staffelseewirte bitten bis September kunstaffine Feinschmecker zu Tisch. Dabei kann wieder mit allen Sinnen genossen werden: Denn während sich die Wirte beim Zubereiten und Anrichten ihrer Speisen gegenseitig überbieten, nutzen Maler, Bildhauer und Fotografen aus Murnau und Umgebung die Gasthöfe und Restaurants als außergewöhnliche Ausstellungsräume.
Das Besondere am „Kunstwirte-Projekt 2019“: Alle Werke, die die Wände oder Gärten der acht teilnehmenden Gasthäuser schmücken, haben ausschließlich Frauen geschaffen. Die Fokussierung auf Murnaus lebende „Kunstweiber“ geschieht als Hommage an Frauen wie Gabriele Münter, Marianne Werefkin oder Maria Marc, die Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich zur Entstehung des Blauen Reiters und des deutschen Expressionismus beigetragen haben.
Höhepunkte des Gemeinschaftsprojekts sind die „Kunst-Kulinarischen Reisen“. An insgesamt zehn Abenden stehen fünf Locations, fünf Gänge sowie fünf Werke auf dem Programm – und die „Kunstweiber“ Rede und Antwort. So geht das konkret über die Bühne: An jedem ersten und zweiten Freitagabend im Monat besteigen die Teilnehmer am Murnauer „KuHaus“ einen kleinen Bus, mit dem es auf eine etwa fünfeinhalbstündige Geschmacksreise durch den idyllischen Markt und seine Umgebung geht. Pro Station genießen die Gäste von der Vorspeise bis zum Dessert inklusive passender Weinbegleitung je einen Gang – sowie die ausgestellte Kunst.
Die künstlerische Leitung liegt wieder in den Händen der Fotografin und Malerin Kirsten Luna Sonnemann und des Metallbildhauers und Objektkünstlers Marc Völker, die beide seit 2017, dem Gründungsjahr der „Kunstwirte“, mit an Bord sind. Völker hat erneut die Auswahl der Künstler übernommen und überlegt, bei welchem der Staffelseewirte die jeweiligen Arbeiten am besten zur Geltung kommen.
Die Staffelseewirte sind seit 2007 ein eingetragener Verein, der sich Regionalität, Saisonalität und Qualität verschrieben hat. Bei der Aktion „Kunstwirte“ vertrauen sie auf Marc Völker. „Der weiß am besten, wer zu wem passt“, sagt Barbara Gilg vom Gasthof Griesbräu, wo Völker die humorvollen Keramiken und Bilder der Autodidaktin Helga Hoppe untergebracht hat.
Die Grundidee der „Kunstwirte“, die Symbiose von Kunst an den Wänden und Kunst auf den Tellern, hat die Wirtin inzwischen als Ganzjahreskonzept übernommen. „Wir und einige andere Gastwirte stellen unsere Räumlichkeiten auch nach Projektende den vielen unterschiedlichen Künstlern der Gegend als Ausstellungsfläche zur Verfügung“, sagt Gilg. Die Win-Win-Situation sei einfach zu gut, um sie nicht dauerhaft zu nutzen.
Weitere Infos: www.staffelseewirte.de
Klingt nach einer spannenden Idee, die bestimmt nicht nur rund um den Staffelsee funktioniert!