Für das kommende Jahr ist die Weiterentwicklung des Oktoberfestes als Bühne für Spitzenprodukte aus Bayern und für Fleisch aus artgerechter Haltung allerdings stark gefährdet. Das Aktionsbündnis „Artgerechtes München“ wirft der Landeshauptstadt, allen voran dem 2. Bürgermeister Josef Schmid von der CSU, eine dreifache Rolle rückwärts in Sachen Bio auf Münchner Festen wie der Wiesn vor.

Der Stein des Anstoßes ist eine Beschlussvorlage, die das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft dem Wirtschaftsausschuss des Stadtrates vorgelegt hat. Darin geht es um die „Anpassung der Bewertungssysteme beim Kriterium Ökologie für das Oktoberfest und weitere Münchner Feste“ in den kommenden Jahren.
„Nach zweijährigem Ringen um die Frage, wie der Einsatz von Bio-Lebensmitteln auf Münchens Festen erhöht werden könnte, legt Bürgermeister Josef Schmid nun einen Vorschlag vor, der einer dreifachen Rolle rückwärts gleichkommt“, klagt das Aktionsbündnis.
Einer der Hauptkritikpunkte ist die Gleichstellung von konventionellen Produkten mit dem Siegel „Qualität aus Bayern“ mit Bio-Produkten. Daraus folgern die Öko-Aktivisten: „Im Klartext heißt das: Wer Hendl aus bayerischer Massentierhaltung serviert, soll künftig Öko-Punkte kassieren. Die Wahrscheinlichkeit, Hendl und Haxen aus bayerischer Massentierhaltung auf den Teller zu bekommen, ist angesichts der Tierhaltungsbedingungen in der bayerischen Landwirtschaft groß.“
Auf erbitterten Widerstand stößt auch, dass das Bewertungsschema für das Oktoberfest nicht geändert werden soll. Wer auf Bio-Produkte setzt, wird weiterhin mit maximal 8 Öko-Punkten belohnt – bei insgesamt knapp 400 Punkten, die Bewerber erreichen können.
Fazit des Aktionsbündnisses: „Alles in allem wird diese Vorlage dazu führen, dass das Angebot von Bio-Produkten auf Münchens Volksfesten und Märkten abnehmen wird.“ Mit dem Label „Biostadt München“ und dem Wunsch der Bürger nach mehr Produkten aus artgerechter Haltung sei das nicht vereinbar.
Aus Enttäuschung über den Kurs der CSU hat die Chefin des Münchner Tollwood-Festivals, Rita Rottenwallner, gestern in einem offenen Brief an den 2. Bürgermeister Schmid den „Münchner Umweltpreis“ zurückgegeben.
Man darf gespannt sein, ob die Münchner SPD, die die Stadt in einer großen Koalition mit der CSU führt, den Kurs ihres Partners mit Stadtrat mitträgt.